© Pit Morell / VG Bild-Kunst, 2022
KÜNSTLERPORTRÄT
Pit Morell
(geb. 1939 Kassel)
Der Künstler, eigentlich Jean Pierre Morell, ist Nachfahre hugenottischer Einwanderer. Er wuchs nach der Zerstörung seiner Geburtsstadt Kassel 1943 in verschiedenen Dörfern des Reinhardswaldes (Landkreis Kassel) in Nordhessen auf. Nach einer Ausbildung zum Schaufenstergestalter (1954 – 57) begann er ein Kunststudium an der Staatlichen Werkkunstschule Kassel, die er nach kurzer Zeit schon wieder verließ, um nach Paris zu reisen. Er arbeitete anschließend als Kaufmann in München.
Nach seiner Heirat1960 zog er nach Bremen und arbeitete in der Werbeabteilung einer großen Kaffeerösterei. Nebenbei zeichnete er und begann zu dichten. 1963 erschien sein erster Gedichtband „Tschikeung“, dem noch weitere folgen sollten. Im Januar 1964 zog Morell nach Worpswede, wo er heute noch lebt. Erst hier begann er als Autodidakt, seine zeichnerischen und grafischen sowie seine literarischen Fähigkeiten auszubilden. Durch zahlreiche Ausstellungen wurde er in den Jahren nach 1964 überregional bekannt. 1977 nahm er an der sechsten Documenta in Kassel teil.
Seine Kunst lässt sich nur schwer einer bestimmten Stilrichtung zuordnen. Am ehesten könnte man ihn wohl mit dem „Phantastischen Realismus“ in Verbindung bringen, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg besonders in Deutschland und Österreich aus dem Surrealismus (Salvador Dali) entwickelte. Die in der frühen Kindheit als traumatisch empfundene Zerstörung der Heimatstadt und die ihn prägenden Kultur- und Naturerfahrungen in seiner Jugend im Reinhardswald finden ihren Ausdruck in phantastischen Bildwelten und in seinem Erzählwerk, in dem er das mit dem Erlebten verwobene Phantasieland Humi schuf (benannt wohl nach dem Dorf Hümme).
Seine Gemälde und sein weitaus umfangreicheres grafisches Werk (vor allem Radierungen), deren skurrile figurative Kompositionen zum Nachdenken herausfordern, brachten Pit Morell beachtenswerte Bremer und niedersächsische Auszeichnungen und Kunstpreise ein. In der Artothek ist er mit 16 Arbeiten vertreten, die hauptsächlich am Ende der 1970er- und zu Beginn der 1980er-Jahre entstanden sind.
Literatur/Infos: Pit Morell – Retrospektive, in: Heimat und Kultur zwischen Elbe und Weser, Jg. 20 (2001), H. 1, S. 19; https://de.wikipedia.org/wiki/Pit_Morell; https://www.pitmorell.de/vita/; https://www.weser-kurier.de/region/wuemme-zeitung_artikel,-der-meister-der-linie-wird-80-_arid,1796020.html; https://www.pitmorell.de/2017/10/03/aus-dem-archiv-pit-morell-im-zeit-magazin-75/ (zuletzt aufgerufen 16.12.2020)