Der Streit um Karl den Großen, Widukind und den Tag von Verden in der NS-Zeit
Eine Kontroverse im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Forschung und
ideologischer Instrumentalisierung
Beiträge zur Geschichte und Kultur des Elbe-Weser-Raumes, Band: 4
Karl der Große und sein sächsischer Gegner Widukind wurden insbesondere während der NS-Zeit, teilweise aber auch davor und danach, überaus strittig beurteilt:
Von Fachhistorikern wurde Karl der Große sehr differenziert dargestellt. In der NS-Propaganda dagegen wurde Karl der Große stark ideologisch gefärbt und dabei erstaunlich uneinheitlich abgebildet: In dem in der NS-Zeit errichteten Sachsenhain bei Verden wurde an Karl den Großen als den angeblichen „Sachsenschlächter“ erinnert, der an dieser Stelle auf dem sogenannten „Tag von Verden“ mehrere Tausend Sachsen ermordet habe. Im II. Weltkrieg rückte dagegen zunehmend das Bild Kaiser Karls als vorgeblichem ‚Gründer Europas unter germanischer Führung‘ in den Vordergrund.
Sabine Kuhlmann bietet anhand zeitgenössischer gedruckter Quellen sowie anhand der seither erschienen Forschungsliteratur eine umfassende und sehr solide Analyse dieses über Jahrzehnte (und teilweise bis heute) kontrovers diskutierten Themas, die es in dieser Gründlichkeit und Ausführlichkeit bisher noch nicht gab. Alle maßgeblichen Beurteilungen Karls des Großen und Widukinds, die vor, während und nach der NS-Zeit vorkamen, werden von ihr eingehend untersucht und dargestellt. Da auch die mittelalterlichen Quellen umfassend herangezogen werden, wird sehr schnell deutlich, welche Positionen Halt in den Quellen finden und welche als rein ideologische Aussagen anzusehen sind. Die Arbeit bietet dabei eindeutige und klare Bewertungen der jeweiligen Positionen.
Sabine Kuhlmann
Der Streit um Karl den Großen, Widukind und den Tag von Verden in der NS-Zeit. Stade 2010
ISBN 978-3-931879-45-7 | 180 Seiten
vergriffen
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