Auch im Jahr 2009 veranstaltete der Landschaftsverband Stade eine Museumspädagogische Woche. In diesem Jahr arbeiteten wir im Bachmann-Museum in Bremervörde mit einer 6. Klasse aus Oerel zusammen.
Es gab fünf Stationen und eine Dokumentationsgruppe. Hier zunächst die von der Dokumentationsgruppe zusammengestellen Informationen
(auf die kleinen Bilder klicken um lesbare .pdf-Dateien zu erhalten, die auch heruntergeladen werden können):
Als erstes die Titelseite,
Wie bei einer “richtigen” Dokumentation stellte die Dokumentationsgruppe hier sich selbst, ihre Klasse und die Gründe vor, aus denen sie an dieser museumspädagogischen Woche des Landschaftsverbandes Stade teilgenommen haben.
(Klicken für lesbare Auflösung!)
… und danach die einzelnen Stationen:
Bootsbau nach steinzeitlichen Vorbildern Bootsbau und Schifffahrt auf der Oste sind ausreichend belegte historische Ereignisse. Eine weitere Begründung, warum das Thema für die Museumspädagogische Woche im Bachmann-Museum aufgenommen wurde, ist also nicht erforderlich. Mit dem Rückgriff auf die ältesten bekannten und dokumentierten Formen aus der Steinzeit wurde an zeitgleiche Ausstellungsstücke des Museums angeknüpft. Das Steinzeitdorf am Auesee als Bauplatz machte diese Verbindung deutlich.
Der Bau verschiedener Typen der Boote, vom drei Meter langen Fahrzeug für ein bis zwei Insassen bis zum fünf Meter langen für gut sechs Personen, wird am Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven im Rahmen der museumspädagogischen Angebote seit vielen Jahren praktiziert.
Die Aktion in Bremervörde konnte sich also auf die dort gewonnenen Erfahrungen stützen. Und mehr als das: Um auch schon mit einer sechsten Klasse ein solches Projekt zu verwirklichen und den aufwendigen Werkzeugeinsatz zu begrenzen, wurden die Teile von zwei zerlegten Booten aus Bremerhaven ins Bachmann-Museum gebracht.
Es handelt sich um die Skelette von je fünf Meter langen, haut- bzw. folienbezogenen Fahrzeugen, wie sie für die Nacheiszeit aus Skandinavien dokumentiert sind. Bis in die Neuzeit haben sich ähnliche Konstruktionen im arktischen Gebiet bewährt, am bekanntesten sind die Umiaks aus Grönland.
Das Typische dieser Fahrzeuge ist, dass sie aus relativ wenigen dünnen Holz- oder Knochenteilen ausschließlich durch Binden zusammengesetzt und dann mit einer Haut bezogen werden. Heute benutzt man natürlich eine Folie oder Plane als Außenhaut.
Die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war nun, nach dem Verstehen der Gesamtkonstruktion die vorhandenen Teile zusammenzustellen, anzupassen und falls nötig zu ergänzen und sie durch feste Knoten zu verbinden. Zusätzlich und parallel zu dieser Arbeit wurden Paddel aus Brettern hergestellt, eins pro Person.
Die angewendete und in der Dauer auch körperlich anstrengende Arbeit des Zusammenbindens machte es für manche(n) schwierig, bei der Sache zu bleiben. Aber das relativ rasche Wachsen der Bootsskelette erhielt die Motivation, auch wenn so mancher Knoten mehrfach gebunden werden musste.
Bereits am vierten Vormittag konnte das erste Boot nach dem Anpassen und Überziehen der Plane zu Wasser gehen – und es funktionierte!
Eine neue Erfahrung für alle Mitfahrenden war es, dass man sich in einem Boot anders bewegen muss als an Land. Auch wenn diese Boote materialbedingt nicht wirklich sinken können, ist das Tragen von Sicherheitswesten Pflicht: Ungeschickte Bewegungen oder andere unkalkulierbare Ereignisse können auch bei disziplinierten Besatzungen zu Notfällen führen.
Bei der Präsentation am Freitag konnten beide Boote ihre Seetüchtigkeit im gesamten Aueseebereich beweisen, auch bei Gästefahrten. Nun bleiben sie im Bachmann-Museum. Vor erneutem Einsatz sollten alle Verbindungen aber noch einmal überprüft werden …
Dr. Siegfried Stölting, Bremerhaven
Die Dokumentationsgruppe – „Uns entgeht nichts!“
Die Idee der Dokumentationsgruppe die vielfältigen Aktivitäten der Museumspädagogischen Woche für alle Beteiligten in Wort und Bild festzuhalten spiegelten sich in dem Motto „Uns entgeht nichts!“ wieder. Entstehen sollte eine kleine Zeitung, in der jeweils zwei „Reporter“ der Dokumentationsgruppe über eine Arbeitsgruppe, deren Aktivitäten und Ergebnisse in kleinen Artikeln und Fotos berichten.
Nach der Begrüßung der Gruppenmitglieder wurde ein Redaktionsraum eingerichtet, Arbeitsplätze aufgeteilt und die Nutzung der Laptops geklärt, die vom Medienzentrum des Landkreises zur Verfügung gestellt wurden.
Die Mitglieder der Dokumentationsgruppe waren sich einig, daß die Aufgabe als Reporter die beste Möglichkeit bietet in jede der Arbeitsgruppen hinein zu schauen. Alle Schüler hatten Spaß am Fotografieren und verfassten gern eigene Texte, doch als Reporter hatte noch niemand Erfahrungen gesammelt. Also galt es zunächst die Vorgehensweise zu klären.
Jeweils zwei verantwortliche Reporter für jede der vier Arbeitsgruppen waren schnell gefunden.
WO arbeitet Ihr? Die fünf Arbeitsgruppen hatten sich über das Museumsgelände verteilt. Der Museumspark, das Steinzeitdorf, das Vorwerkmuseum und das Haupthaus mussten beschrieben und fotografiert werden.
WANN wird welcher Arbeitsschritt durchgeführt? Jeder Gruppe wurde in Hinblick auf Zeitplan und Ablauf der Aktivitäten auf den Zahn gefühlt.
WIE und WOMIT arbeitet Ihr? Ein umfangreicher Recherchepunkt war die genaue Beschreibung der verwendeten Materialien und Werkzeuge sowie der Arbeitsschritte, Anforderungen und Probleme.
In regelmäßigen Redaktionssitzungen wurden die gesammelten Ergebnisse vorgestellt und bei einem gemeinsamen Rundgang durch alle Arbeitsgruppen überprüft und ergänzt.
Viel Arbeit floss in die Sichtung der Rechercheergebnisse, die Auswahl der Informationen für die Artikel, das Herausfinden der Schlüsselworte eines Artikels und das Formulieren der eigenen Texte. Eine große Herausforderung stellten die Überschriften dar: Spannend, kurz und interessant sollten sie sein, eine knifflige Aufgabe für alle!
Bereits im Lauf der Woche war eine erste Präsentation der Dokumentationsergebnisse gefragt: das Team der Dokumentationsgruppe informierte die Pressereferentin des Museums Corinna Cordes über die bisherigen Aktivitäten der Museumspädagogischen Woche, die direkt an die Bremervörder Zeitung weitergeleitet wurden.
Mit Begeisterung und viel Sachverstand gingen die Schüler an die computertechnische Umsetzung der Zeitungsseiten mit Texten und Fotos. Obwohl auch bei dieser Arbeit Fingerspitzengefühl und Formulierungstalent gefragt waren blieb der Spaß nicht auf der Strecke.
Nach dem alle Zeitungsseiten ausgedruckt und kopiert waren blieb der Dokumentationsgruppe noch der praktische Teil des Sortierens und Heftens.
Während des Museumsfestes am letzten Tag der Museumspädagogischen Woche wurde die Dokumentation der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt und fand reißenden Absatz.
Mittmann 09/2009
Die Gruppe „Färben und Filzen“
Im Vorwerk des Bachmann Museums gibt es einen Ausstellungsraum zum Thema Textilverarbeitung. Unter anderem finden sich dort Exponate, die von der langen Tradition der „Spinner- und Wollfärber“-Familie Dauber berichten. Die Firma Dauber lebt und arbeitet heute immer noch in Bremervörde und empfing die Gruppe „Färben und Filzen“ mit offenen Armen in ihren Betriebsräumen. Der Firmeninhaber Heiner Dauber gab der Gruppe eine exklusive Führung wobei er erklärte und zeigte (!) wie Wolle verarbeitet und gefärbt wird. Sehr beeindruckt hat die Schüler und Schülerinnen (und auch die Teamerinnen) die Tatsache, dass die Firma Dauber seit 175 Jahren besteht und jede Generation ihren persönlichen Beitrag für den Erhalt der Firma leistete, so dass sie auch heute überleben kann
Nach zwei eher theoretischen Tagen fing die Gruppe am Mittwoch an zu Filzen. Die Rohwolle hatten die Schüler und Schülerinnen von der Führung bei Dauber mitgebracht. Auf der Wiese vor dem Vorwerk wurde die Werkstatt mit Tischen, Bänken und Pavillon aufgebaut. Mit viel heißem Wasser und Seife begannen die ersten gemeinsamen Filz-Versuche und bald bildeten sich für alle Formen die Experten heraus: die eine war Spezialistin für Filzkugeln, der andere für Filzflächen und wieder eine andere fürs Filzen mit Hundehaaren usw. Auch am Donnerstag wurde weiter gefilzt und die Filzprodukte mit Perlen, Schnüren und Schlüsselringen weiterverarbeitet, so dass neben den Kunstwerken, die für den eigenen Bedarf angefertigt wurden, auch eine Reihe von Filzwerken entstanden, die am Freitag zum „Tag der offenen Tür“ verkauft werden konnten. Die geplanten Experimente zum Färben mit Naturmaterialien wurden in gemeinsamer Absprache der Gruppenmitglieder beiseite gelassen, damit mehr Zeit zum Filzen bleibt. Die Schüler und Schülerinnen hatten ja auch bereits bei Dauer Einblicke ins Färben bekommen.
Am Freitag zog die Werksatt mit vereinten Kräften vom Vorwerk zum Haupthaus des Bachmann Museums, damit die Gäste nach dem Kaffeetrinken nicht so einen weiten Weg zurückzulegen brauchten. Nachmittags konnten dann einerseits die fertigen Filzwerke gegen eine Spende für die Klassenkasse erworben werden und andererseits gaben die Schüler und Schülerinnen ihr Wissen an die Besucher weiter, die sich auch selbst im Filzen üben konnten. So kam die kreative Woche zu einem kreativen Abschluss.
Mila Wenk
Wasser und Moor – der Zauber im Zuber:
Teil 1, Buttern:
Einige Exponate aus dem Heimatmuseum in Vorwerk waren die Voraussetzung für unsere Station „Moor und Wasser“.
In einer Zeit, in der
fast alle Schüler/innen Wäsche – wie von selbst gewaschen – im Schrank vorfinden,
Wasser bis zur vermeintlichen Unendlichkeit aus dem Hahn fließt,
Lebensmittel im Überfluss zur Verfügung stehen
ist es sinnvoll, zu schauen, wie war dies eigentlich vor 100 Jahren.
Oh wat klötert dat in mien Botterfatt
Die frisch gemolkene Milch musste über Nacht gesäuert werden. Das Fett setzte sich als Sauerrahm ab, wurde mit dem Rahmlöffel abgeschöpft und in einem Steintopf gelagert.
Diesen Arbeitsgang ließen wir aus organisatorischen Gründen aus und butterten mit gekaufter Sahne.
Das gewässerte Butterfass wurde je nach Witterung noch einmal heiß oder kalt ausgespült und mit Rahm gefüllt.
Nun musste man die Rüsche – eine durchlöcherte Holzscheibe – an einem langen Stock auf und ab bewegen, den Rahm stampfen. Die im Rahm enthaltenen Fettkügelchen wurden durch diesen Vorgang von der Flüssigkeit der Buttermilch getrennt und zu Butterkörnern geballt. Die Buttermilch wurde in Krüge gegossen und die Butter in Schüsseln gefüllt. Danach wurde die Butter mit Wasser gewaschen, d.h. mit den Händen geknetet – aus hygienischen Gründen machten wir dies mit einem Kochlöffel so lange, bis das immer wieder gewechselte Wasser klar war.
Die im Rahm enthaltenen Fettkügelchen wurden durch diesen Vorgang von der Flüssigkeit der Buttermilch getrennt und zu Butterkörnern geballt. Die Buttermilch wurde in Krüge gegossen und die Butter in Schüsseln gefüllt. Danach wurde die Butter mit Wasser gewaschen, d.h. mit den Händen geknetet – aus hygienischen Gründen machten wir dies mit einem Kochlöffel so lange, bis das immer wieder gewechselte Wasser klar war.
Anschließend wurde die Butter in die Buttermolle umgefüllt und mit dem Butterbrettchen ausgestrichen. Hierdurch konnte weitere Flüssigkeit austreten und die Butter verdichtete sich mehr und mehr. Für die Haltbarkeit und den Geschmack wurde die Butter gesalzen.
Unsere Butter brauchte nicht gesalzen zu werden, sie wurde tagtäglich mit Brot und selbst hergestellter kaltgerührter Erdbeermarmelade verzehrt. Karla Lütjen
Der Zauber im Zuber
Heute kann sich kaum noch jemand vorstellen, dass Wäsche waschen einmal eine Zeit aufwändige und anstrengende Arbeit war. Das fängt schon bei der Wasserversorgung an: Unsere Wasserquelle ist der Fluss. Die Kinder machen sich auf zur Oste. Zwei Kinder tragen jeder ein Joch mit zwei Eimern. Balancierend auf Trittsteinen wird an einer tieferen Stelle des Ufers Wasser geschöpft und zum Waschplatz zurück getragen. Zwanzig Liter haben auch mit einem Joch noch ganz schön Gewicht! Und für unseren Waschtag brauchen wir etwa 160 Liter…
Das Wasser wird in große Töpfe gegossen, die über offenen Feuern stehen. Schon beim Erwärmen des Wassers wird flüssige Seife zugegeben. Die Herstellung der Seife war eine notwendige Vorarbeit. Dafür wurde zunächst eine Lauge gewonnen, indem man Wasser durch Holzkohle laufen ließ. Diese Lauge kochte man mit Fett. Zusatz von Salz ließ die abkühlende Seife fest werden. Schließlich kommt auch die Wäsche in den Topf und kocht eine ganze Weile. Dabei bleiben die Wäschestücke immer in Bewegung: die Kinder rühren ausdauernd mit großen hölzernen Wäscheschlaghölzern.
Spannend wird es, wenn die nassen heißen Tücher mit Wäschezangen aus den Töpfen in große Zinkwannen gehoben werden. In den Wannen kommen jetzt verschiedene Werkzeuge zum Einsatz: Wäscherührstock und Wäschestampfer dienen dazu, die schmutzigen Kleider weiterhin in der Lauge zu bewegen und den Dreck zu lösen. Ist alles so weit abgekühlt, dass man mit den Händen ins Wasser kann, sind die Waschbretter dran. Die Kinder hängen sie schräg in die Waschlauge und ziehen einzelne Wäschestücke herauf. Noch vorhandene Verschmutzungen werden mit Kernseife eingerieben und ev. mit der Bürste geschrubbt. Dann das Ganze mit viel Wasser auf dem Waschbrett ruffeln. Das macht Spaß – ist aber auch ganz schön anstrengend.
Für sauber erklärte Stücke werden durch die Mangel gedreht. Diese ist an der Seite der Zinkwanne festgeschraubt, so dass das heraus gepresste Wasser wieder in die Wanne zurück laufen kann. Die Seife wird aus den gewaschenen Tücher gespült, dafür stehen zwei Bottiche mit Ostewasser bereit. Nochmals durch die Mangel und ab auf die Wäscheleine – Sonne und Wind übernehmen das Trocknen. Schon leicht vergilbte Wäsche breitet man auf dem Gras aus. Die Sonne sorgt hier für eine milde Bleiche und lässt die Tücher weiß zurück (wenn nicht ein Tier darüber läuft und alles zunichte macht).
Wir sind mit unserem Ergebnis zufrieden: so gut wie alle Flecken sind raus gewaschen, selbst alte Lagerungsflecken sind aus den Leinentüchern verschwunden. Maren Hansel
Am Ende bedankte sich die Schule in Oerel sehr nett bei den Teamern und schenkte jedem ein ganz besonderes Glas Honig:
…was auch mit großer Freude angenommen wurde.