Von der Volkskunst zur Moderne

Von 1990 bis 1992 führte der Landschaftsverband Stade das Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Von der Volkskunst zur Moderne. Kunst und Handwerk im Elbe-Weser-Raum 1900-1930“ durch. Im Elbe-Weser-Dreieck gab es in den ersten Jahrzehnten eine „Werkstättenbewegung“, in der Bildende Künstler und Handwerker intensiv zusammenarbeiteten:

In Tarmstedt gründete Heinrich Vogeler gemeinsam mit seinem Brunder Franz eine Werkstatt zur Serienanfertigung von Möbeln nach eigenen Entwürfen; in Scheeßel schlossen sich ortsansässige Tischler zusammen und bauten Möbel, die der gelernte Glasmaler Ernst Müller-Scheeßel für sie entwarf; in Zeven betrieb der Künstler und Heimatforscher Hans Müller-Brauel ein „Kunstgewerbehaus Sachsenheim“, in dem Möbel verkauft wurden, die er oder der Stader Zeichner Theodor Herrmann entworfen hatten; in den „Harsefelder Werkstätten“ entwarf und produzierte der Möbeltischler Heinrich Dreyer Wohnzimmer-Interieurs, die „an dem Werke einer neuen niedersächsischen Volkskunst“ orientiert und modern zugleich waren; in Worpswede schuf Bernhard Hoetger Möbel in kräftiger, ‚urtümlicher‘ Formensprache; in Bremen entwarfen Carl Eeg, Georg Karl Rohde und Eudard Scotland Möbel und Accessoires für ganzheitliche Wohnraumgestaltungen.

Eine große Gesamtausstellung in einer ehemaligen Reithalle in Verden versammelte erstmals repräsentative Exponate dieser Werkstättenbewegung, die zugehörige umfassende Buchdokumentation ist als Sonderveröffentlichung (Bernd Küster, Von der Volkskunst zur Moderne, Stade 1992) des Landschaftsverbandes Stade erhältlich.

Heinrich Vogeler (1872-1942) Künstler in Worpswede und Mitbegründer des „Vereins für niedersächsisches Volkstum“, gestaltete 1905 mit reichen Jugendstil-Ornamenten die „Güldenkammer“ im Bremer Rathaus. 1908 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Franz in Tarmstedt die „Worpsweder Werkstätte“, die Serienmöbel nach Vogelers Entwürfen herstellte.
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