Die 12. museumspädagogische Woche des Landschaftsverbandes fand 2007 in Hemmoor statt

Stationen der Geschichte: Saurier – Kreide – Feuerstein – Römer – Zement

Bereits zum 12. Mal fand in 2007 die museumspädagogische Woche des Landschaftsverbandes Stade statt. Ziel dieses jährlich wiederkehrenden Projekts ist es, die üblicherweise als „Einzelkämpfer“ in den Museen des Elbe-Weser-Dreiecks arbeitenden Museumspädagogen zu einem gemeinsamen Projekt zusammenzuführen. So erhalten sie die Gelegenheit, auf andere, möglicherweise neue Ideen oder Verfahren zu kommen. Als Ergebnis finden sich beispielsweise einige der in den letzten Jahren entwickelten Techniken in der neu gestalteten museumspädagogischen Abteilung des Schwedenspeicher-Museums in Stade wieder. Ein Ziel ist es, den Jugendlichen das Vorurteil „Museum ist langweilig und verstaubt“ zu nehmen. Wenn dann noch das gastgebende Museum einen unmittelbaren Nutzen von dem Projekt hat, können alle Beteiligten zufrieden sein.

In diesem Jahr fand die Aktion im „Haus für Hemmoorer Geschichte“ und dem direkt daneben liegenden „Hemmoorer Zementmuseum“ statt. Der Kreidesee in Hemmoor bietet die Grundlage für diese beiden Museen: Im Haus für Hemmoorer Geschichte werden vier Themen behandelt:

– Saurier und deren Versteinerungen als Grundlage für die Kreide,

– Feuerstein und was man damit machen kann bzw. wozu er auch in Hemmoor benutzt wurde,

– Römer und ihre Anwesenheit in Hemmoor anhand der als Urnen benutzten „Hemmoorer Eimer“ sowie weiterer Funde

– der Abbau von Kreide und dem eingelagerten Feuerstein zur Herstellung von Zement

Die Geschichte der Hemmoorer Zementfabrik wird im angrenzenden Zementmuseum vollständig und auch für Jugendliche interessant dargestellt. Diese Fülle an Themen machte es den Museumspädagogen, die in diesem Jahr an dem Projekt teilnahmen, einfach, Einzelthemen zu finden. Dabei entschieden sie sich für die Zusammenarbeit mit einer achten Klasse des Gymnasiums Warstade. Eine Woche lang sollte diese Klasse im Museum arbeiten und lernen. Am Ende dieser Woche sollten fünf Vitrinen bzw. Vitrinen-Stationen so gestaltet präsentieren werden, daß diese für andere Schüler interessant das jeweilige Einzelthema erklärten. Dabei gab es die fünf Themenbereiche „Mosasaurier“, „Römer“, „Feuerstein“, „Zementfabrik“ und „Fossilien“.

Die Schüler arbeiteten in Kleingruppen. Am Montag wurden sie in das Thema der jeweiligen Gruppe eingeführt, sie konnten sich das Museum ansehen. Diejenigen, die die Zementfabrik als Thema hatten, hatten auch gleich die Gelegenheit, eine Führung durch die Museumsschute zu erleben und dort alles über die Geschichte dieser Fabrik zu erfahren. Der Höhepunkt war dann die Möglichkeit, in den alten Lohnbüchern der Fabrik nachzuschauen, ob eigene Vorfahren dort gearbeitet hatten. Hausaufgabe war, zum Thema im Internet zu recherchieren.

Am zweiten Tag wurden Techniken gezeigt, um Themen zu vertiefen: Verfremdung, graphische Gestaltung von Texten (wie macht wer auf seine Informationen aufmerksam anhand von Zeitschriften, Tageszeitungen und Boulevardblättern), Herstellen von Nachbildungen der Ausstellungsstücke, Erfinden von Geschichten zu den Ausstellungsstücken.

Der Mittwoch und Donnerstag wurden zur Konzeption und Durchführung der geplanten Vitrinengestaltung benutzt, wobei die „Zementgruppe“ noch Versuche mit der Herstellung von Zementfliesen mit farbigen Motiven durchführte. Am Freitag dann wurden die Ergebnisse den Interessierten aus Schule und privatem Umfeld der Schüler präsentiert.

Am Freitag dann war es geradezu überraschend, mit anzusehen, mit welchem Elan die Schülerinnen und Schüler den Besuchern die von ihnen gewählten Themen vorstellten.

Überraschend waren aber auch die Dinge, die Museum für diese Schüler interessant machen konnten und die sie teilweise extra hergestellt hatten: So hatte die Fossiliengruppe eine T-Shirtkollektion und passenden Schmuck entworfen, die Zementgruppe wollte ihre Besucher mit Lichterketten und auf den Fußboden geklebten Pfeilen an „ihre“ Vitrine locken. Zum Thema Feuerstein und was man damit machen kann wurde sogar ein „Lithophon“ gezeigt, eine Art Glockenspiel, bei dem die „Glocken“ aus großen Feuersteinen bestehen.

Die diesjährige museumspädagogische Woche des Landschaftsverbandes war in mehreren Bereichen ein Erfolg: Schülerinnen und Schüler haben Museum als Ort kennen gelernt, an dem man spielend etwas lernen kann – im Idealfall auch über die eigenen Familien: So kamen einige Schülerinnen am Tag nach der Besichtigung der Museumsschute ins Museum und berichteten, was die Großeltern oder auch Eltern noch von der Zementfabrik wußten – sie hatten das Thema also von sich aus in die Familien getragen und dort weiter behandelt.

Die Museumsbetreiber haben einige deutliche Hinweise darauf erhalten, was im Museum für Jugendliche besser gestaltet oder formuliert oder auch plaziert werden könnte.

Die Museumspädagogen konnten einmal mehr erfahren, daß einzelne Zielgruppen nicht immer so reagieren, wie erwartet. So hatte die „Zementfabrikgruppe“ nach dem Besuch der Museumsschute zunächst viele Aspekte der Geschichte der Hemmoorer Zementfabrik für ausstellungswürdig empfunden. Nicht aber die Technik der Herstellung von Zement.

Auch von den Ergebnissen dieser museumspädagogischen Woche des Landschaftsverbandes wird sich bestimmt einiges zumindest in den museumspädagogisch betreuten Museen des Elbe-Weser-Dreiecks wiederfinden.

Menu Title