Anna Birreck
Lesehilfe: Lies a, aa, ah, o, oh, oo wie „o“ in Sorgen; g, gg wie „ch“ und das „t“ am Wortende nicht mit.
Vör so etwa föftig Johr güng dat in de School noch bannig anners to as hüdigendags. Dor herrsch noch „Zucht und Ordnung und Sauberkeit,“ wie de ole Lehrer Harms so schön to seggen pleeg. Mit de Sauberkeit güng dat no ’n Morgengebet forts los. „Hände auf den Tisch,“ kommandeer de Schoolmester , un denn stook he stiefbenig mit ’n Lineol in de Hand den Middelgang hindol un keek niep rechts un links no de lütten Hannen, de ortig op ’n Disch legen, dorbi harr wohl so mancheen gern de Fingers beten krumm mokt, dat de Nägels nich so to sehn weern, wenn he op ’n Schoolweg in Winter al ’n Sneeballslacht achter sik harr orrer Steen socht harr. Wenn Lehrer Harms denn so’n poor Arbeitshann to sehn kreeg, hau he dor batz een mit sien Lineol rop. Dat smatt ganz bannig. Denn geevt noch de Ermohnung: „Morgen hast du deine Dreckpfoten sauber, verstanden?“ Dormit weer de Sook afdoon.
Slimmer weer dat, wenn he den Gang trüchkeem. „Taschentücher vorzeigen,“ gnarr sien scharpe Stimm. Wehe den, de keen rein Snuuvdook vörtowiesen harr. De müß twintig mol opschrieven „Ich muß ein sauberes Taschentuch mit zur Schule nehmen.“ Den lütten Jochen schööt dat hitt dör ’n Kopp. He harr sien Taschendook vergeten. Un dat bi so ’n fein Winterweer, wo doch de ganze Klass sik an ’n Nomiddag bi’n Klütenbarg to ’n Sledenföhrn dropen dä. He müß nu wohl to Huus blieven un twintig mol dissen verdreihten Satz opschrieven.
In siene Not keem em een Idee. He grapsch an ’ne Siet in sien Büx un versöch, een Zippel von sien Linnen Hemd hochtoteen. All heeln se ehre Taschendöker hoch, bloots Jochen sien witten Zippel keek man eben över de Bank ruut. „Höher bitte, Jochen,“
verlang Harms. De kunn goot snacken. Jochen reet sien Hemdslippen so hoch, as de Pullover un de Hosendregers dat man jichens toleten. „Noch höher,“ bölk de Schoolmester. Jochen reet dor noch mol an, man, höger güng dat nich. „Höcher gehts nicht, Herr Lehrer,“ sä Jochen mit verzogte Stimm. Do sehg de Lehrer överhaupt erst, wat dor los weer, un em keem trotz all sien Vergrelltheit meist dat Smustern an. He wurd over ok glieks wedder ernst un schimp:“ Das ist ja eine Frechheit ohnegleichen. Was mache ich blos mit dir, du ungezogener Bengel!“
Jochen sehg sien Sledenföhrn in wiede Ferne rücken. Vuller Angst keek he sien Lehrer an un stöter: „H herr H ha ha rms, ka kann ich denn nicht mo morgen zwei reine Ta taschendökers mitbringen, von we wegen den Schnee u un das Schlittenfahrn un so, bitte!“
Dorop kunn Harms sien Lachen eenfach nich mehr loten. Em weer wohl ok to Bewußtsien komen, dat he ok mol ’n lütten Jung wesen weer, de in ’n Winter gern Sleden föhrt weer. He sä: „Meinetwegen, einmal will ich ’s durchgehen lassen. Wenn ihr fleißig mitarbeitet, dürft ihr sogar alle eine Stunde eher nach Hause gehen.“